Dieses Land hat eine lange Tradition von historischen Autoren im Zentrum von Magna Grecia: Reggio Calabria war Schaffensort vieler Schriftsteller und Dichter, die ihre Geschichte dokumentiert und von ihrer geschichtsträchtigen, poetischen und musikalischen Tradition erzählt haben.
Stesichoros
Stesicoros eigentlicher Name war Tisia: was so viel wie „Chorleiter“ bedeutet. Es wurde mit ziemlicher Sicherheit im kalabrischen Metauros (heute Gioia Tauro) geboren. Stesicoro rezitierte seine Werke, wobei er diese selbst mit der Zither begleitete. Er wurde auch der „lyrische Homer“ genannt. Sein Werk ist in 26 Bücher unterteilt, von denen nur noch wenige Fragmente übrig sind. Er versuchte sich in den unterschiedlichsten Genres, von epischer über pastorale bis hin zu erotischer Poesie. Er wurde besonders für die psychologische Vertiefung seiner Figuren geschätzt und beeinflusste stark die tragischen Dichter. Stesicoro hatte die Geschichte von Troja nach der berühmtesten Version erzählt, in der Helena beschuldigt wurde, eine Ehebrecherin zu sein, Ursache des langen und blutigen Krieges von Troja. Die Legende besagt, dass er den Grund für seine Erblindung durch die Dioskuren in der Verleumdung der Helena in seiner Helena sah und als er sie zurücknahm, erhielt er auch sein Augenlicht zurück.
Ibykos
Der aus einer aristokratischen Familie stammende griechische Dichter wurde in der Schule des berühmten sizilianischen Dichters Stesicoro unterrichtet. Er zog nach Samos und lebte am Hof des Tyrannen Eace, für diejenigen, die seine Ankunft auf der Insel um 564-540 v. Chr. datieren, oder, am Hof des Sohnes von Polykraten, für diejenigen, die wie Eusebius die Ankunft des Dichters in Samos um 536-532 v. Chr. datieren. Der Tradition nach wurde diese Reise durch seine Weigerung motiviert, Tyrann von Reggio zu werden. Von seinen Gedichten bleiben nur wenige Fragmente, weniger als 100 Verse, zu erotischen Themen und Themen der Liebe, übrig. Einer bekannten Legende zufolge fiel er einigen Dieben in die Hände, sein Tod wurde von einer Schar von Kranichen gerächt, die zur Entdeckung seiner Mörder führte. Er wurde in Reggio Calabria beigesetzt.
Nossis
Nossis lebte zu Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. in der griechischen Kolonie Locri und ist bekannt für ihre totale Hingabe an das weibliche Universum, so sehr, dass die Dichter sie „Stimme der Frauen“ nannten. Was Nossis auszeichnet, ist ihr starkes literarisches Bewusstsein, das sich in dem Werk zeigt, in dem sich die Dichterin selbst erwähnt und ihre programmatischen Aussagen deutlich macht: „Süßer denn alles ist Liebe, und über Lieb' ist auf Erden Nichts; auch Honig und Meth reizet den Gaumen mir nicht. So spricht Nossis, doch wen nicht Cypria liebte, der kennet Ihre Rosen auch nicht, weiß nicht, wie lieblich sie blühn“ (A.P. V, 170). Es ist genau diese Aufmerksamkeit für die Details des bunten Lebens, das die wenigen Verse dieser Dichterin zu kleinen Perlen des alten Frauenalltags: Wir wissen nicht, ob diese Ansichten die einer Adligen oder einer Kurtisane waren, aber noch heute ist sie durchaus zu den herausragenden Köpfen in der Provinz Reggio zu zählen.
Baarlam
Barlaam von Seminara, auch bekannt als Barlaam Calabro, war ein Mathematiker, Philosoph, katholischer Bischof, Theologe und Gelehrter der byzantinischen Musik. Er schrieb auch über Arithmetik, Musik und Akustik und war einer der überzeugendsten Befürworter der Wiedervereinigung zwischen den Kirchen von Ost und West. Zusammen mit seinen beiden Studenten Leonzio Pilato und Boccaccio gilt er als einer der Väter des Humanismus. Barlaam war der Lehrer der griechischen und lateinischen Sprache von Francesco Petrarca und Giovanni Boccaccio und leistete durch die Wiederentdeckung griechischer Texte einen wichtigen Beitrag auch für die humanistische Bewegung. Der Humanist Giannozzo Manetti war der erste, der Barlaam in seiner Biographie von Petrarca erwähnte. Trotz der Tatsache, dass ein Teil seines Werkes verloren gegangen ist, ist eine ganze Reihe von Broschüren mit unterschiedlichem Inhalt, meist kurz, aber mit vielen Gedanken, erhalten geblieben. Die meisten von ihnen sind noch unveröffentlicht.
Leonzio Pilato
Der kalabrische Mönch war der erste Übersetzer von Homer, und übersetze dann auch Euripides und Aristoteles. Er selbst liebte es, sich selbst als „Thessalier wie der große Achilleus“ zu bezeichnen, weil er stark das Gefühl der Anziehungskraft und Zugehörigkeit zur griechischen Welt und zu dem Land, das er für seine geistige und literarische Heimat hielt, spürte. Leonzio Pilato widersetzte sich mit seiner Feder der Vernichtung der griechischen Kultur in Kalabrien und hielt die spirituelle, philosophische, kulturelle und ästhetische Seite Griechenlands am Leben, indem er dazu beitrug, dem Westen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um noch immer auf diese Quellen zurückgreifen zu können und so ein solides Fundament für den Humanismus zu schaffen. Leonzio Pilato, ein Schüler von Barlaam aus Seminara, war der erste Lehrstuhlinhaber für die Griechische Sprache („litteras grecas“) in Westeuropa, dank Boccaccio, der ihn 1360 in Florenz beherbergte. Er starb bei einem Schiffbruch auf der Überfahrt von Konstantinopel nach Venedig.
Tommaso Campanella
Zusammen mit Telesio und Giordano Bruno war er einer der wichtigsten Vertreter des italienischen Renaissance-Denkens. Als Teenager trat er in den dominikanischen Orden ein und widmete sich mit Leidenschaft dem Studium philosophischer und wissenschaftlicher Disziplinen. Beeinflusst von B. Telesio, wurde er 1592, der magischen Praktiken beschuldigt, seinem ersten kirchlichen Prozess unterzogen, der mit dem Befehl endete, die antiaristotelischen Doktrine aufzugeben. Von tausenden Idealen bewegt, zettelte er eine Verschwörung zur Gründung einer theokratischen Republik an, die als Beginn einer allgemeinen Erneuerung der Welt konzipiert war. Die Verschwörung wurde entdeckt (1599) und er wurde wegen versuchter Rebellion und Ketzerei mit einer Gefängnisstrafe bestraft. Der Todesstrafe durch die Simulation des Wahnsinns entkommen, blieb er 27 Jahre lang in den Schlössern von Neapel gefangen und komponierte in dieser Zeit der Zwangspause viele seiner Hauptwerke. Nachdem er endlich seine Freiheit erlangt hatte, aber von vielen in Rom abgelehnt wurde, führte er dort für einige Zeit lang ein recht schwieriges Leben, bis er gezwungen wurde, in Frankreich Zuflucht zu suchen, wo er hingegen willkommen war. Wir erinnern uns an eines seiner wichtigsten philosophisch-literarischen Werke für die gesamte europäische Kultur: „De sensu rerum et magia“, „La Città del Sole“ und „Apologia di Galileo“.
Nicola Giunta
Nicola Giunta ist vielleicht der berühmteste Dichter aus Reggio aller Zeiten, außerdem ein Dialektdichter, Dramatiker und Operndarsteller. Seine Ausbildung fand unter dem Einfluss von Carducci und D'Annunzio statt. Sein Werk gliedert sich in Satire, Lyrik und Märchen, was ihn zum berühmtesten Mundartdichter Kalabriens machte. Gedichte wie Diu, Chistu è lu mundu, Paci, Malincunia d’Ottobri und Cori verbinden ihn mit dem italienischen Dialekt seiner Zeit und entfernen sich ein wenig von der Ebene der Gemeinde. Es lebte stets unter seinen Leuten, für die er seine Meisterwerke geschrieben hat und in denen er bestimmte Eigenheiten dieses Volkes hervorhebt. Er war ein Kenner und Gelehrter nicht nur des regionalen Dialekts, sondern verfolgte auch die Entwicklung der Landessprache auf nationaler Ebene. Nur wenigen anderen Dichter gelang es den Geist der Reggianer so erfassen wie ihm. Seine Gedichte "A Funtana 'i Rìggiu“ und "U paisi 'i Jufà“ sind eine Liebeserklärung, aber auch ein Ausdruck des Bedauerns gegenüber seinem Volk und seiner Heimat.
Corrado Alvaro
Geboren am 15. April 1895 in San Luca, einer kleinen Stadt in der Provinz Reggio Calabria. Er begann mit einer Broschüre, die der Kunst und der Geschichte in Polsi gewidmet war. Im Jahr 1915, zum Dienst eingezogen, wurde er in Carso an den Armen verwundet und mit einer Silbermedaille ausgezeichnet. 1917 wurden in Rom die „Poesie grigioverdi" veröffentlicht. Er zog mit seiner Familie nach Mailand, weil er vom "Corriere della Sera" eingestellt wurde. Im Laufe des Jahres 1930 veröffentlichte er drei Kurzgeschichtensammlungen ("Gente in Aspromonte", "Misteri e avventure", "La signora dell'isola") und den Roman "Vent'anni". Er begann als Drehbuchautor für das Kino zu arbeiten und unterhielt eine Filmrubrik "Nuova Antologia". Vom 25. Juli bis 8. September 1943 übernahm er die Leitung des "Popolo di Roma“: Mit der deutschen Besetzung der Stadt, gesucht aufgrund eines Haftbefehls, flüchtete er sich unter dem falschen Namen Guido Giorgi nach Chieti, lebte dort und gab Englischunterricht. Im Januar 1945 gründete er zusammen mit Francesco Jovine und Libero Bigiaretti den Nationalen Schriftstellerverband. Am 20. April 1956 veröffentlichte er seinen letzten Artikel im "Corriere della Sera", wo er für eine Mitarbeit zurückgekehrt war. Er starb am 11. Juni in Rom.
Leonida Repaci
Leonida Repaci verbrachte in seiner Stadt bis zum verheerenden Erdbeben vom 28. Dezember 1908, das Messina, Reggio und die umliegenden Gebiete verwüstete, eine bescheidene Kindheit. Auch das Haus seiner Familie wurde zerstört. Leonidas wurde dann nach Turin geschickt, wo sein Bruder Francesco Rechtsanwalt war. Nach dem Ersten Weltkrieg ging er an die Front und wurde Alpinist. Für den Mut und die Kühnheit auf dem Monte Grappa erhielt Repaci eine Silbermedaille für militärische Tapferkeit. Er trat der sozialistischen Partei in Turin bei, nahm am "Movimento Operaio“ teil und arbeitete mit Gramsci an der "Ordine Nuovo". 1924 arbeitete er seit der ersten Ausgabe der "L'Unità“ mit und übersetzte für die gleiche Zeitung "Il taone di ferro" von London. Er starb am 19. Juli 1985 in Pietrasanta (Lucca). Repaci's Arbeit geht mit seinem Leben Hand in Hand. Die "Storia dei Rupe“ - autobiographisch, umfasst einen ganzen Zyklus: "I fratelli Rupe" (1932), "Potenza dei fratelli Rupe" (1934) und "Passione dei fratelli Rupe" (1937). Neben dem von Mondadori herausgegebenen "Omnibus“ mit den drei Bänden wurde die "Storia dei Rupe“ 1969 ("Principio di secolo“ und "Tra guerra e rivoluzione“), 1971 ("Sotto la dictatura2) und 1973 ("La terra può finire") fortgesetzt.
Lorenzo Calogero
Lorenzo Calogero wurde in der kleinen Stadt Melicuccà in der Provinz Reggio Calabria geboren. Er studierte Medizin, las aber gleichzeitig die Dichter und schrieb selbst: In dieser Zeit entstanden die meisten Verse, die in den Sammelbänden „25 Poesie”, „Poco suono” und „Parole del Tempo” enthalten sind. Mit katholischem Hintergrund folgte er der literarischen Szene um „Il Frontespizio“ von Pietro Bargellini und Carlo Betocchi, an die er seine ersten Gedichte schickte. 1936 veröffentlichte er auf eigene Kosten sein erstes Buch „Poco suono“ bei Centauro Editore. 1937 schloss er sein Medizinstudium ab, setzte aber seine Korrespondenz mit Betocchi fort, der ihm versprach, sie in „Il Frontespizio“ zu veröffentlichen; die Veröffentlichung fand aber nie statt und er zog den Schluss daraus, dass sein Schicksal nicht das des Dichters war. Es folgte eine lange Zeit der Abstinenz des Schreibens, in der es keinerlei Hinweise auf Publikationsversuche oder Kontakte mit der literarischen Welt gibt. Seine letzten Jahre verbrachte er als einsamer Lyriker in seiner Heimatstadt, die der Poesie gewidmet war. Er starb am 25. März 1961 in Melicuccà.
Mimmo Gangemi
Er ist Bau- und Klinikingenieur. Er hat mehrere Romane veröffentlicht, von denen einige Literaturpreise gewonnen haben: "Un anno d’Aspromonte” (Rubbettino, 1995), sein erster Roman, dessen Neufassung 2014 veröffentlicht wird, "Il prezzo della carne” (Rubbettino); "Quell’acre odore di aglio” (REM, 1998), neu geschrieben und von Bompiani 2015 unter dem Titel „Un acre odore di aglio” veröffentlicht; "Pietre nel levante” (So.Se.d, 2001); "Il passo del cordaio” (Il Sole 24 Ore, 2002); "25 nero” (Pellegrini Editore, 2004); die Trilogie "Il giudice meschino” (Einaudi, 2009, Gewinner des Premio selezione Bancarella 2010), "Il patto del giudice” (Garzanti, 2013) und "La verità del giudice meschino” (Garzanti, 2015); "La signora di Ellis Island” (Einaudi, 2011). Er arbeitet mit verschiedenen Zeitungen zusammen und ist seit Januar 2010 Kommentator/Verleger für "La Stampa". Er unterhält die Rubrik "Il racconto su "Calabria on Web" und kümmert sich um die Telematikseite des Regionalrats. Er ist Mitglied der Jury des Premio letterario Tropea und des Premio Giuseppe Berto. Arbeitete auch als Drehbuchautor, fürs Fernsehen und Theater.
Gioacchino Criaco
Sein Debüt gab er 2008 mit dem Roman Anime Nere (Black Souls), Vorlage für den gleichnamigen Film von Francesco Munzi, Gewinner von neun David di Donatello, drei Nastri d'argento und dem Sergio Amidei Preis. Anschließend veröffentlichte er die Romane "Zefira” (2009), “American Taste” (2011) und für Feltrinelli, "Il saltozoppo” (2015) und "La maligredi” (2018). Seine Romane wurden auf der ganzen Welt in zahlreiche Sprachen übersetzt.