Das im Sommer 2019 eingeweihte Museum für Keramik aus Kalabrien befindet sich in der Ortschaft Seminara und ist quasi der zündende Impuls für die kulturelle Wiederbelebung des Städtchens Piana di Gioia Tauro.
Das Museum, das von der Gemeinde Seminara stark herbeigesehnt wurde, zielt darauf ab, das künstlerische Erbe und die handwerkliche Tradition, die das Dorf in der ganzen Welt berühmt gemacht hat, wiederzubeleben.
Berühmt bleibt die Episode der Begegnung zwischen Pablo Picasso und dem Kunsthandwerker Paolo Condurso, in deren Verlauf der große spanische Künstler die in Seminara erstellten Artefakte überschwänglich lobte. Das Museum, das mit regionalen und europäischen Mitteln finanziert wird, ist Teil eines größeren Projekts, das die Sanierung des Dorfes der „Pignatari“ und die Aufwertung des Stils und des Kunsthandwerks im Gebiet der Costa Viola umfasst.
Strukturen und Masken
Die Räume sind auf drei Räume verteilt, die antike und moderne Funde enthalten. Die Sammlungen, Schenkungen, Exponate sind Teil eines präzisen Parcours, der den Besucher auf eine faszinierende Reise durch die magische Phantasie der Region Kalabrien führt. Dort kann man eine Vielzahl von traditionellen Figuren bewundern.
Von großem Interesse sind die Babbaluti-Masken und die anthropozoomorphen Flaschen. Diese, häufig mit einem Griff auf der Rückseite, haben eine sehr tiefe Bedeutung. Die Töpfer wollten die aktuellen Herrscher darstellen, vom spanischen Gendarmen über den bourbonischen Soldaten bis hin zum lokalen Adligen, der für seinem Schutz die Produkte der Erde verlangte. Andere Figuren sind mit alten Legenden verbunden, wie die Schöne und der Bandit, der Mönch, die Jungen und der Alte. Dann gibt es die apotropaischen Masken, die monströse, mit Hörnern ausgestattete Gesichter mit einer tausendjährigen Ikonographie darstellen, die mit heidnischen Kulten verbunden sind. Ihre monströsen Züge hatten die Aufgabe, böse Geister aus den Häusern zu vertreiben, in denen sie über oder neben der Eingangstür aufgestellt waren. Andere typische Formen sind der Igel, der Kiefernzapfen, die Meerjungfrau, das Füllhorn und der Fisch.
Erwähnenswert sind auch die berühmten Gabbacumpari, Scherzkürge, auch bekannt als „trink, wenn du kannst“. Sie sind eine Art keramische Weinkrüge, aus denen man nur trinken konnte, wenn man die Täuschung, die sie verbargen, aufdeckte. Sie wurde bei geselligen Banketten als goliardischer Moment unter Männern genutzt. Diese Art von Spiel war auch in Sizilien weit verbreitet.
Ein weiteres typisches Objekt der Keramik aus Seminara ist die Ringflasche, meist mit Blumendekor. Ihr Erfolg soll auf ihre Form zurückzuführen sein, die sie am Arm transportierbar machte und somit den Bauern die Hände frei ließ. Die ersten waren aus einfacher Terrakotta, aber mit der Zeit wurde sie ein hoch geschätztes dekoratives Element.
Die alte Kunst der „Pignatari“
In Seminara stellen die lokalen Töpfer, die „Pignatari“ genannt werden, die Keramiken nach den alten Techniken byzantinischen Ursprungs her, wobei sie die Öfen mit Olivenkernen befeuerten. Unter den historischen Familien, die sich im Laufe der Jahrzehnte dieser Kunst verschrieben haben, erinnern wir an die Condurso, die Ditto und die Ferraro, die immer noch in der Gegend aktiv sind.
Der anthropologische Wert der im Museum aufbewahrten Keramiken ist außergewöhnlich. Neben der Erzählung der Geschichte und des Glaubens eines Volkes bieten sie eine historische Verbindung, die ihre Wurzeln in der griechischen Zeit haben und nun, fast intakt (was sich geändert hat, sind die Materialien und die Färbetechniken) nun in unsere Zeit gelangt sind. Obwohl das Museum der Keramik des Dorfes viel Platz einräumt findet sich dort die gesamte Keramikkunst Kalabriens, die in einem Exkurs dargestellt wird, der die vergangenen Jahrhunderte zurückverfolgt; in den ersten beiden Ausstellungsräumen sind Objekte und Artefakte nach Ort der Herstellung unterteilt, Squillace, Seminara, Mileto, Tropea, Vibo Valentia, eine Sammlung, die fünfhundert Stücke aus zwanzig Produktionsstätten aufbewahrt. Alle Werke werden von ausführlichen Erklärungen begleitet, die über die Art, den Zeitraum und die Nutzung, für die sie bestimmt sind, informieren. Zudem wird ein pädagogischer Workshop für Schulkinder angeboten, der sich auf die Wiedergewinnung dieser alten Kunst konzentriert, bei dem die Töpfermeister selbst oft die Kinder beim Lernen anleiten.